OpenBIM
Willkommen in der Welt von openBIM: Warum Ihr Leben gerade komplizierter (aber besser) geworden ist
Grigorios Anagnostopoulos
Grigorios Anagnostopoulos
September 05, 2025
5 min

Inhaltsverzeichnis

01
Die Wurzeln von openBIM
02
Die Entwicklung von IFC: Eine unendliche Geschichte
03
BIM als Modell und Prozess
04
Warum Digitalisierung im Bauwesen wichtig ist
05
Was BIM einem Unternehmen bringt
06
Technische Aspekte von openBIM (Akronym-Suppe-Edition)
07
openBIM-Zusammenarbeit: Gross vs. Klein, geschlossen vs. offen
08
BIM-Standardisierung in der Schweiz
09
Schlussgedanken

Wenn Sie jemals auf ein Gebäudemodell in Revit oder einem anderen Programm gestarrt und gedacht haben: „Das wäre mit Bleistift und Papier einfacher“, dann herzlichen Glückwunsch - Sie haben bereits den bittersüssen Charme von BIM erlebt. Und jetzt, lieber Leser, betreten wir die Welt von openBIM, wo die Versprechungen gross sind, die Akronyme endlos und die Kaffeepausen nie lang genug. Dies ist der erste Teil einer Reihe von Beiträgen, in denen wir versuchen werden, die geheimnisvolle (und gelegentlich frustrierende) Welt der BIM-Standards zu entschlüsseln. ☕📊🛠️

Die Wurzeln von openBIM

openBIM ist der rebellische Teenager der Bauindustrie. In den 1990er Jahren, als CAD noch König war, erkannte eine Gruppe von Ingenieuren und Softwareanbietern, dass jeder eine andere „digitale Sprache” sprach. Eine Software konnte nicht mit einer anderen kommunizieren, und Projektteams steckten in Datensilos fest. So entstand buildingSMART International, das ursprünglich als International Alliance for Interoperability (IAI) gegründet wurde. Seine Mission? Eine universelle Methode zu entwickeln, mit der Baudaten frei ausgetauscht werden können, ohne dass dabei Informationen verloren gehen. So entstand openBIM: ein softwareunabhängiger Ansatz, bei dem Zusammenarbeit die Regel sein soll – zumindest in der Theorie. 🤝🔑📡

Die Entwicklung von IFC: Eine unendliche Geschichte

Das Herzstück von openBIM ist IFC (Industry Foundation Classes), das Datenmodell, das entwickelt wurde, um Software miteinander kommunizieren zu lassen. Die erste IFC-Datei, die jemals exportiert wurde, stammte aus Allplan in den späten 1990er Jahren. 🖥️📀📂

Seitdem hat IFC Versionen durchlaufen, die eher nach Raketenstarts als nach Standards klingen: IFC1.0, IFC2x, IFC2x3, IFC4, IFC4.3, und jetzt gibt es Gerüchte über das kommende IFC5. Jede dieser Versionen versprach, das Problem der Interoperabilität ein für alle Mal zu lösen. Spoiler: Das haben sie nicht. Dennoch wurde IFC2x3 zum Arbeitstier, auf das sich alle widerwillig verlassen, während IFC4.3 das glänzende neue Modell ist, das auch Infrastruktur (Schienen, Strassen, Brücken) umfasst. Die Zukunft? Relationale-Strukturen stossen an ihre Grenzen, wenn Hierarchien geändert oder neue Aspekte hinzugefügt werden müssen. Das ist zwar grundsätzlich möglich, aber oft sehr zeitaufwändig. Eine Abkehr vom traditionellen dateibasierten STEP-Austauschformat hin zu graphbasierten Datenmodellen scheint unvermeidlich. Diese würden schnellere Abfragen, eine einfachere Verknüpfung verschiedener Datenarten und eine stärkere Unterstützung für Digital Twins ermöglichen. Stellen Sie sich statt starrer Datei-Dumps ein lebendiges Informationsnetzwerk vor, in dem Komponenten – wie Ihre Brücke und Ihr Tunnel – als Beziehungen in einer Graphdatenbank miteinander verbunden sind. 🌉🤖📲

BIM als Modell und Prozess

BIM ist nicht nur ein 3D-Modell, sondern sowohl ein Modell (digitale Darstellung einer Anlage) als auch die Prozesse, mit denen diese Daten erstellt, geteilt und genutzt werden. Gemäss ISO 19650 geht es darum, eine einzige zuverlässige Quelle zu haben, damit die Leute nicht mehr 43 verschiedene Versionen desselben Grundrisses per E-Mail verschicken. Das Modell enthält geometrische und alphanumerische Daten (z. B. Material, Standort, Kosten). Der Prozess? Das ist der lange, mühsame Weg, um sicherzustellen, dass alle die Daten tatsächlich korrekt verwenden. 📊📧🔧

Darüber hinaus ist BIM nicht nur auf drei Dimensionen beschränkt, sondern ein multidimensionales Gebilde: 3D für Geometrie, 4D für Zeit (denken Sie an Zeitpläne und Abläufe), 5D für Kosten, 6D für Nachhaltigkeit und Energie und sogar 7D für Facility Management. Jedes zusätzliche „D” verspricht mehr Einblicke, erhöht aber auch die Komplexität – denn warum sollte man bei 3D aufhören, wenn man gleichzeitig mit 7D und Migräne jonglieren kann? 🎲⏱️💸🌱🏢

bim dimensions
Abbildung 1: Dimensionen gemäss ÖNORM 6241-2 (Quelle: BIMcert-Handbuch, Ausgabe 2024)

Warum Digitalisierung im Bauwesen wichtig ist

Das Bauwesen war früher einer der am wenigsten digitalisierten Sektoren (ja, sogar Landwirte mit Traktoren hatten mehr Technik). BIM und Digitalisierung bringen enorme Vorteile mit sich: 🏗️💻📉

  • Kostensenkung (weniger Fehler = weniger Rechtsstreite).
  • Transparenz (keine „verlorenen” Excel-Tabellen mehr).
  • Effizienz (weniger Wartezeiten auf aktualisierte Zeichnungen).
  • Nachhaltigkeit (weniger Abfall, intelligenteres Bauen).
  • Bessere Kommunikation (Diskussionen über Modelle statt über Servietten-Skizzen).
  • Und ja, vielleicht können Sie endlich den Kunden beeindrucken, der immer wieder nach „digitalen Zwillingen” fragt.

Was BIM einem Unternehmen bringt

Die Einführung von BIM in Ihrem Unternehmen ist wie der Umstieg von einem zuverlässigen alten Auto auf ein elegantes Elektrofahrzeug – es fühlt sich vielversprechend und effizient an, aber es braucht Zeit, bis man sich daran gewöhnt hat und es zur Routine wird. Anfangs sinkt die Produktivität, da die Mitarbeiter geschult werden müssen, Arbeitsabläufe geändert werden müssen und Verträge neu geschrieben werden müssen. Aber sobald sich die Lage beruhigt hat, profitieren Sie von folgenden Vorteilen: 🛠️💡📊

  • Kontrolle: Bessere Projektüberwachung.
  • Transparenz: Alle sehen die gleichen Daten.
  • Reputation: Kunden arbeiten gerne mit „modernen” Unternehmen zusammen.
  • Einsparungen: Weniger Nacharbeit, mehr Effizienz. Kurz gesagt: kurzfristige Schmerzen für langfristigen Gewinn.

Technische Aspekte von openBIM (Akronym-Suppe-Edition)

Hier ist die gefürchtete Akronym-Suppe (mit Beispielen, damit Sie den Überblick behalten): 🏷️🔤📂

  • IFC-Datenschema: Stellen Sie sich dies als die Grammatik von BIM vor – wie Objekte und Attribute strukturiert sind, damit alle Softwareprogramme dieselbe Sprache sprechen. Beispiel: Eine Tür ist nicht nur ein Rechteck, sondern ein Objekt mit Höhe, Breite, Material und Brandschutzklasse.
  • bSDD (buildingSMART Data Dictionary): Ein mehrsprachiges Wörterbuch für Baukomponenten. Beispiel: Ob Sie es nun Fenster, window oder fenêtre nennen, das bSDD sorgt dafür, dass wir alle dasselbe meinen.
  • MVD (Model View Definition): Niemand braucht ständig das gesamte IFC-Modell. MVDs sind auf bestimmte Aufgaben zugeschnittene Teilmengen. Beispiel: Die „Koordinationsansicht“ enthält nur die Geometrie und die grundlegenden Eigenschaften, die für die Kollisionserkennung erforderlich sind.
  • IDS (Information Delivery Specification): Stellen Sie sich das als eine Art Einkaufsliste für Daten vor. Beispiel: „Für dieses Projekt muss jedes Fenster den U-Wert, die Brandschutzklasse und den Hersteller enthalten.”
  • BCF (BIM Collaboration Format): Die Haftnotizen von BIM. Anstatt Screenshots per E-Mail zu versenden, heften Sie einen Kommentar an das Modell: „Hey, diese Wand kollidiert mit dem HLK-Kanal. Bitte korrigieren.”

openBIM-Zusammenarbeit: Gross vs. Klein, geschlossen vs. offen

Zusammenarbeit ist der Ort, an dem Theorie und Realität aufeinandertreffen. Schauen wir uns das genauer an: 🔧🗂️🤝

  • Little BIM: BIM wird innerhalb eines Unternehmens verwendet. Alle sind zufrieden … bis man mit Aussenstehenden zusammenarbeiten muss.
  • Big BIM: Vollständige projektweite Zusammenarbeit über Organisationen hinweg. Viel schwieriger, aber auch viel lohnenswerter.
  • closedBIM: Alle verwenden die gleiche Software. Einfach, aber einschränkend.
  • openBIM: Unterschiedliche Software, gleiche Datenstandards (über IFC, bSDD usw.). Schwieriger zu erreichen, aber das Nonplusultra.

bim development stages
Abbildung 2: BIM-Entwicklungsstufen (Quelle: BIMcert-Handbuch, Ausgabe 2024)

So sehen diese Kooperationsansätze in der Praxis normalerweise aus: 📝📊🖼️

  • closedBIM: Funktioniert reibungslos, wenn alle dieselbe Software verwenden, bricht jedoch zusammen, sobald andere Tools hinzukommen.
  • openBIM: Ermöglicht die Interoperabilität zwischen Plattformen, kann jedoch zu Herausforderungen bei der Einrichtung und zu Problemen bei der Standardisierung führen.
  • Hybridmodelle: Kombinieren beides – geschlossene Zusammenarbeit innerhalb von Unternehmen und offene Standards zwischen ihnen, mit den Vor- und Nachteilen jedes Ansatzes.

hybrid collaboration
Abbildung 3: Zusammenarbeit in einem closedBIM-Projekt (links) oder einem Hybrid aus closedBIM und openBIM (rechts) (Quelle: BIMcert-Handbuch, Ausgabe 2024)

Und dann kommen die BIM-Anforderungen: klare Rollen, klare Ergebnisse, klare Verantwortlichkeiten. Mit anderen Worten: Stellen Sie sicher, dass jemand tatsächlich weiss, wer was tut, sonst herrscht Chaos. 📌📑⚠️

BIM-Standardisierung in der Schweiz

In der Schweiz folgt die BIM-Standardisierung der Normenreihe SN EN ISO 19650, die den internationalen Rahmen für das Informationsmanagement über den gesamten Lebenszyklus einer Immobilie festlegt. In Abschnitt 3.1.4 des Handbuchs wird erläutert, wie diese Normen auf nationaler Ebene umgesetzt werden, um Konsistenz und Klarheit für Schweizer Projekte zu gewährleisten. Für Unternehmen und Fachleute, die in der Schweiz tätig sind, ist die Anpassung an diese Norm unerlässlich, um mit internationalen Praktiken kompatibel zu bleiben und gleichzeitig die lokalen Anforderungen zu erfüllen.

Sie können die Normen direkt bei der SIA (Schweizerische Ingenieur- und Architektenverein) einsehen und erwerben: SIA Shop – ISO 19650. 📘🔗🇨🇭

Schlussgedanken

openBIM ist wie das Dirigieren eines Orchesters 🎻🥁🎺: Jeder Musiker kommt mit einem anderen Instrument und seinen eigenen Noten. Zunächst kann das Ergebnis chaotisch sein – kollidierende Noten, mangelnde Koordination und jede Menge Frustration. Aber sobald sich alle aufeinander abgestimmt haben und den Anweisungen des Dirigenten folgen, wird die Musik harmonisch und kraftvoll. Genau so sieht openBIM aus: zunächst verwirrend, voller konkurrierender Eingaben, aber letztendlich führt es zu einem koordinierten und lohnenden Ergebnis. Es verspricht bessere Zusammenarbeit, intelligentere Arbeitsabläufe und weniger schlaflose Nächte. Erwarten Sie nur nicht, dass es einfach ist. Denn wenn es einfach wäre, bräuchten wir keine Handbücher, Standards und ganze Blog-Reihen, um es zu erklären.

👉 Seien Sie gespannt auf den nächsten Beitrag, in dem wir tiefer in die seltsame und wunderbare Welt von IFC und seinen vielen Facetten eintauchen werden. Spoiler: Es geht weniger um Klassen als vielmehr darum, Konflikte zu vermeiden. 🎬📖🔍

💬 Haben Sie in Ihren eigenen Projekten mit BIM oder openBIM zu kämpfen gehabt? Teilen Sie Ihre Geschichten, Frustrationen oder kleinen Erfolge in den Kommentaren – ich würde mich sehr über Ihre Geschichten, Erfahrungen oder Tipps freuen, wie Sie in der Ära der Digitalisierung im Bauwesen zurechtkommen – also seien Sie nicht schüchtern, teilen Sie sie in den Kommentaren unten!


Tags

#IFC#BIM

Teilen


Lassen Sie uns in Kontakt bleiben

Folgen Sie uns und informieren Sie sich über unsere Produkte, Blogartikel und Sonderangebote.
t