OpenBIM
Mehr als IFC: Die anderen Säulen von openBIM (MVD, IDS, bSDD, CDE)
Grigorios Anagnostopoulos
Grigorios Anagnostopoulos
October 14, 2025
4 min

Inhaltsverzeichnis

01
Model View Definitions (MVD) in IFC
02
Information Delivery Specification (IDS) in openBIM
03
buildingSMART Data Dictionary (bSDD)
04
Common Data Environment (CDE) im digitalen Bauwesen
05
Wie diese openBIM-Standards zusammenwirken
06
Warum diese openBIM-Standards wichtig sind
07
FAQ: Häufig gestellte Fragen zu openBIM-Standards ❓
08
Fazit

Bisher haben wir uns in dieser Reihe auf das IFC-Schema konzentriert – das Fundament der openBIM-Zusammenarbeit. Wir haben Dateien geöffnet, Entitäten betrachtet, Eigenschaften untersucht und Beziehungen verfolgt. IFC bietet uns ein gemeinsames Datenmodell, beantwortet jedoch nicht alle Fragen zu BIM-Workflows in der Praxis. 🌍🔧

Denn hier ist der Haken: Nur weil etwas in IFC dargestellt werden kann, bedeutet das nicht, dass es auch so dargestellt wird, wie Sie es benötigen. Aus diesem Grund gibt es die anderen openBIM-Standards:

  • MVD (Model View Definitions) → Entscheiden Sie, welchen Teil von IFC Sie benötigen.
  • IDS (Information Delivery Specification) → Legen Sie fest, welche Informationen bereitgestellt werden müssen.
  • bSDD (buildingSMART Data Dictionary) → Stellen Sie sicher, dass alle Sprachen und Tools dieselben Definitionen verwenden.
  • CDE (Common Data Environment) → Verwalten Sie, wo IFC- und BIM-Daten gespeichert sind und wie sie fliessen.

Zusammen bilden diese das Ökosystem rund um IFC, wodurch openBIM in digitalen Bauprojekten tatsächlich nutzbar wird.

Model View Definitions (MVD) in IFC

Eine IFC-Datei kann riesig sein – sie kann Geometrien, Eigenschaften, Zeitpläne, Kosten und vieles mehr enthalten. Die meisten Softwareprogramme benötigen jedoch nur einen Teil davon. Aus diesem Grund gibt es MVDs (Model View Definitions), einen wichtigen openBIM-Standard. 🔍

Ein MVD ist im Wesentlichen ein Filter oder ein Profil von IFC. Es definiert:

  • Welche Entitäten und Attribute erforderlich sind.
  • Wie sie verwendet werden müssen.
  • Welche Beziehungen für einen bestimmten Arbeitsablauf relevant sind.

Beispiele:

  • Coordination View: Konzentriert sich auf Geometrie und grundlegende Attribute für die Kollisionserkennung.
  • Design Transfer View: Mehr Details, geeignet für die Weiterführung des Entwurfs in einem anderen Tool.
  • Reference View: Vereinfachte Geometrie für Referenzmodelle, nicht zum Bearbeiten gedacht.

In der folgenden Tabelle finden Sie eine Übersicht über die etablierten Model View Definitions (MVDs) und deren Verwendungszwecke:

MVD-NameIFC-VersionZweckStatus
Coordination View (CV 2.0)IFC2x3Koordination von PlanungsbereichenZertifiziert
Reference View (RV 1.2)IFC4Referenzmodell für die KoordinationZertifiziert
Design Transfer View (DTV 1.1)IFC4Einweg-Modelltransfer zwischen ToolsIn Entwicklung
Quantity Takeoff View (QV 0.1)IFC4Kosten- und MengenschätzungEntwurf
FM Handover View (FM)IFC2x3Übergabe von Facility-Management-DatenOffiziell
Product Library View (LV 0.1)IFC4Austausch von Produktdaten und BibliothekenEntwurf

👉 Stellen Sie sich MVDs als „IFC-Varianten“ vor – ohne sie würde jeder alle in einer IFC-Datei enthaltenen Informationen austauschen, was zu umfangreich ist, um die Interoperabilität in openBIM zu gewährleisten.

Information Delivery Specification (IDS) in openBIM

Während MVDs von buildingSMART vordefiniert sind, handelt es sich bei IDS (Information Delivery Specification) um einen neueren openBIM-Standard, der es Projektteams ermöglicht, ihre eigenen Anforderungen zu definieren. 📋

Mit IDS können Sie Regeln durchsetzen wie:

  • „Jede Wand muss eine FireRating-Eigenschaft haben.“
  • „Jedes Fenster muss einen U-Wert in W/m²K enthalten.“
  • „Alle Räume müssen eine Eigenschaft „Usage“ mit Werten aus einer kontrollierten Liste enthalten.“

IDS wird in XML oder JSON ausgedrückt, ist maschinenlesbar und kann automatisch validiert werden. Das bedeutet:

  • Software kann Modelle vor der Auslieferung anhand von IDS überprüfen.
  • Kunden können Projektanforderungen konsistent durchsetzen.
  • Jeder weiss genau, welche Informationen BIM-Modelle enthalten müssen.

ids workflow
Abbildung 1: IDS-Workflow. (Quelle: BIMcert-Handbuch, Ausgabe 2024)

Wie in Abb. 3.53 dargestellt, verbindet das IDS die vom Kunden definierten Informationsanforderungen mit dem vom Auftragnehmer erstellten BIM-Modell und schafft so einen automatisierten Validierungskreislauf.

👉 Das IDS verschiebt openBIM von „das können wir austauschen” zu „das müssen wir austauschen”.

buildingSMART Data Dictionary (bSDD)

Eigenschaften sind nur dann nützlich, wenn sich alle über ihre Bedeutung einig sind. Hier kommt das buildingSMART Data Dictionary (bSDD) ins Spiel. 📖

Es handelt sich um einen Online-Dienst, der:

  • standardisierte Eigenschaftsdefinitionen für IFC- und BIM-Workflows bereitstellt.
  • in mehreren Sprachen verfügbar ist.
  • IFC-Attribute mit internationalen Klassifizierungssystemen (Omniclass, Uniclass, eBKP usw.) verknüpft.

Beispiel:

  • Die Eigenschaft „FireRating” im bSDD hat in Zürich, London oder Tokio dieselbe Bedeutung.
  • Sie kann mit vordefinierten Werten und Einheiten (EI30, EI60, EI90) verknüpft werden.

👉 Das bSDD ist das semantische Bindeglied von openBIM – es gewährleistet eine einheitliche Interpretation von IFC-Eigenschaften über verschiedene Plattformen hinweg.

bsDD example
Abbildung 2: Beispielwand mit Begriffen aus bSDD und deren Definitionen. (Quelle: BIMcert-Handbuch, Ausgabe 2024)

Common Data Environment (CDE) im digitalen Bauwesen

Schliesslich müssen all diese IFC- und openBIM-Informationen gespeichert, geteilt und verwaltet werden. Das ist die Aufgabe der gemeinsamen Datenumgebung (Common Data Environment, CDE). ☁️

Eine CDE ist kein Dateiformat, sondern eine kollaborative Plattform, auf der Projektdaten ausgetauscht und verwaltet werden. Sie bietet:

  • Versionskontrolle (wer hat was wann hochgeladen).
  • Zugriffskontrolle (wer kann was sehen).
  • Workflows (Überprüfung, Genehmigung, Problemverfolgung).
  • Integration mit IFC, IDS und bSDD.

Moderne CDEs sind cloudbasiert (BIM 360, Trimble Connect, Dalux, ACC usw.), aber das Prinzip ist dasselbe: Sie sind die einzige Quelle der Wahrheit für die openBIM-Zusammenarbeit.

👉 Ohne eine CDE kommt es zu einem „Chaos bei den BIM-Versionen“ – Dutzende von IFC-Dateien kursieren, die sich alle leicht unterscheiden, und es ist nicht zu erkennen, welche die aktuellste ist.

Wie diese openBIM-Standards zusammenwirken

So interagieren sie in der Praxis: 🔗

  • Der Kunde definiert IDS → „Ich brauche Wände mit Brandschutzklasse und Fenster mit U-Wert.“
  • Die Designer erstellen Modelle in IFC → und weisen Eigenschaften aus bSDD zu, um semantische Konsistenz zu gewährleisten.
  • Exportieren von IFC mit korrektem MVD → z. B. Koordinationsansicht für die Kollisionserkennung.
  • Hochladen in CDE → wo Modelle geteilt, versioniert und anhand von IDS validiert werden.
  • Bauunternehmer und Ingenieure → rufen die neuesten IFC-Modelle aus dem CDE ab und können sich darauf verlassen, dass sie konsistent sind.

So funktioniert das openBIM-Ökosystem: Es werden nicht nur Geometrien ausgetauscht, sondern zuverlässige, strukturierte BIM-Daten.

Warum diese openBIM-Standards wichtig sind

IFC ist leistungsstark, aber das ist noch nicht alles. Ohne MVD, IDS, bSDD und CDE würden Sie schnell mit folgenden Problemen konfrontiert werden: ⚙️

  • Zu viele Daten (aufgeblähte IFC-Rohdaten).
  • Falsche Daten (falsch interpretierte Eigenschaften).
  • Fehlende Daten (kritische Werte werden nicht geliefert).
  • Verlorene Daten (keine Versionskontrolle).

Diese vier openBIM-Standards stellen sicher, dass IFC:

  • gefiltert ist (MVD).
  • alle erforderlichen Informationen enthält (IDS).
  • verstanden wird (bSDD).
  • verwaltet wird (CDE).

FAQ: Häufig gestellte Fragen zu openBIM-Standards ❓

Was ist IDS in BIM?

Die Information Delivery Specification (IDS) ist ein openBIM-Standard, der genau definiert, welche Informationen ein Modell in einem maschinenlesbaren Format enthalten muss.

Was ist eine MVD in IFC?

Eine Model View Definition (MVD) spezifiziert eine Teilmenge von IFC, die auf einen Workflow wie Koordination oder Designübertragung zugeschnitten ist.

Warum ist eine CDE in BIM-Projekten wichtig?

Eine Common Data Environment (CDE) ist die zentrale Schnittstelle, an der IFC-Modelle und zugehörige Daten gespeichert, versioniert und validiert werden – wodurch ein „Chaos bei der BIM-Versionierung” verhindert wird.

Fazit

In diesem Artikel sind wir über IFC hinausgegangen und haben uns die anderen Säulen der openBIM-Standards angesehen: ✅📌

  • MVD zur Definition von IFC-Ansichten.
  • IDS zur Spezifizierung von Liefergegenständen.
  • bSDD für konsistente Semantik.
  • CDE für die Verwaltung von BIM-Daten in der Praxis.

Diese Standards sorgen gemeinsam dafür, dass das IFC-Schema nicht nur definiert, was möglich ist, sondern auch sicherstellt, was geliefert, verstanden und verwaltet wird.


Tags

#IFC#BIM

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