Bisher haben wir uns in dieser Reihe auf das IFC-Schema konzentriert – das Fundament der openBIM-Zusammenarbeit. Wir haben Dateien geöffnet, Entitäten betrachtet, Eigenschaften untersucht und Beziehungen verfolgt. IFC bietet uns ein gemeinsames Datenmodell, beantwortet jedoch nicht alle Fragen zu BIM-Workflows in der Praxis. 🌍🔧
Denn hier ist der Haken: Nur weil etwas in IFC dargestellt werden kann, bedeutet das nicht, dass es auch so dargestellt wird, wie Sie es benötigen. Aus diesem Grund gibt es die anderen openBIM-Standards:
Zusammen bilden diese das Ökosystem rund um IFC, wodurch openBIM in digitalen Bauprojekten tatsächlich nutzbar wird.
Eine IFC-Datei kann riesig sein – sie kann Geometrien, Eigenschaften, Zeitpläne, Kosten und vieles mehr enthalten. Die meisten Softwareprogramme benötigen jedoch nur einen Teil davon. Aus diesem Grund gibt es MVDs (Model View Definitions), einen wichtigen openBIM-Standard. 🔍
Ein MVD ist im Wesentlichen ein Filter oder ein Profil von IFC. Es definiert:
Beispiele:
In der folgenden Tabelle finden Sie eine Übersicht über die etablierten Model View Definitions (MVDs) und deren Verwendungszwecke:
MVD-Name | IFC-Version | Zweck | Status |
---|---|---|---|
Coordination View (CV 2.0) | IFC2x3 | Koordination von Planungsbereichen | Zertifiziert |
Reference View (RV 1.2) | IFC4 | Referenzmodell für die Koordination | Zertifiziert |
Design Transfer View (DTV 1.1) | IFC4 | Einweg-Modelltransfer zwischen Tools | In Entwicklung |
Quantity Takeoff View (QV 0.1) | IFC4 | Kosten- und Mengenschätzung | Entwurf |
FM Handover View (FM) | IFC2x3 | Übergabe von Facility-Management-Daten | Offiziell |
Product Library View (LV 0.1) | IFC4 | Austausch von Produktdaten und Bibliotheken | Entwurf |
👉 Stellen Sie sich MVDs als „IFC-Varianten“ vor – ohne sie würde jeder alle in einer IFC-Datei enthaltenen Informationen austauschen, was zu umfangreich ist, um die Interoperabilität in openBIM zu gewährleisten.
Während MVDs von buildingSMART vordefiniert sind, handelt es sich bei IDS (Information Delivery Specification) um einen neueren openBIM-Standard, der es Projektteams ermöglicht, ihre eigenen Anforderungen zu definieren. 📋
Mit IDS können Sie Regeln durchsetzen wie:
IDS wird in XML oder JSON ausgedrückt, ist maschinenlesbar und kann automatisch validiert werden. Das bedeutet:
Wie in Abb. 3.53 dargestellt, verbindet das IDS die vom Kunden definierten Informationsanforderungen mit dem vom Auftragnehmer erstellten BIM-Modell und schafft so einen automatisierten Validierungskreislauf.
👉 Das IDS verschiebt openBIM von „das können wir austauschen” zu „das müssen wir austauschen”.
Eigenschaften sind nur dann nützlich, wenn sich alle über ihre Bedeutung einig sind. Hier kommt das buildingSMART Data Dictionary (bSDD) ins Spiel. 📖
Es handelt sich um einen Online-Dienst, der:
Beispiel:
👉 Das bSDD ist das semantische Bindeglied von openBIM – es gewährleistet eine einheitliche Interpretation von IFC-Eigenschaften über verschiedene Plattformen hinweg.
Schliesslich müssen all diese IFC- und openBIM-Informationen gespeichert, geteilt und verwaltet werden. Das ist die Aufgabe der gemeinsamen Datenumgebung (Common Data Environment, CDE). ☁️
Eine CDE ist kein Dateiformat, sondern eine kollaborative Plattform, auf der Projektdaten ausgetauscht und verwaltet werden. Sie bietet:
Moderne CDEs sind cloudbasiert (BIM 360, Trimble Connect, Dalux, ACC usw.), aber das Prinzip ist dasselbe: Sie sind die einzige Quelle der Wahrheit für die openBIM-Zusammenarbeit.
👉 Ohne eine CDE kommt es zu einem „Chaos bei den BIM-Versionen“ – Dutzende von IFC-Dateien kursieren, die sich alle leicht unterscheiden, und es ist nicht zu erkennen, welche die aktuellste ist.
So interagieren sie in der Praxis: 🔗
So funktioniert das openBIM-Ökosystem: Es werden nicht nur Geometrien ausgetauscht, sondern zuverlässige, strukturierte BIM-Daten.
IFC ist leistungsstark, aber das ist noch nicht alles. Ohne MVD, IDS, bSDD und CDE würden Sie schnell mit folgenden Problemen konfrontiert werden: ⚙️
Diese vier openBIM-Standards stellen sicher, dass IFC:
Die Information Delivery Specification (IDS) ist ein openBIM-Standard, der genau definiert, welche Informationen ein Modell in einem maschinenlesbaren Format enthalten muss.
Eine Model View Definition (MVD) spezifiziert eine Teilmenge von IFC, die auf einen Workflow wie Koordination oder Designübertragung zugeschnitten ist.
Eine Common Data Environment (CDE) ist die zentrale Schnittstelle, an der IFC-Modelle und zugehörige Daten gespeichert, versioniert und validiert werden – wodurch ein „Chaos bei der BIM-Versionierung” verhindert wird.
In diesem Artikel sind wir über IFC hinausgegangen und haben uns die anderen Säulen der openBIM-Standards angesehen: ✅📌
Diese Standards sorgen gemeinsam dafür, dass das IFC-Schema nicht nur definiert, was möglich ist, sondern auch sicherstellt, was geliefert, verstanden und verwaltet wird.