In den vorherigen Artikeln haben wir openBIM von allen Seiten beleuchtet – vom IFC-Schema und seinen Eigenschaften und Beziehungen bis hin zu den unterstützenden Standards MVD, IDS, bSDD und CDE. 🏗️💡
Nun wenden wir uns der praktischen Seite zu: 👉 Wie funktioniert openBIM tatsächlich in realen Projekten?
Bei der Implementierung von openBIM geht es nicht nur um den Export einer IFC-Datei. Es geht um die Verwaltung der Interoperabilität, der Zusammenarbeit und des Informationsaustauschs über den gesamten Projektlebenszyklus hinweg – damit die Daten vom Entwurf bis zum Facility Management zuverlässig bleiben.
Traditionelle („geschlossene“) BIM-Workflows binden Teams an das Ökosystem eines einzigen Anbieters. Alle verwenden dieselbe Software, und die Koordination ist auf diese Umgebung beschränkt. 🔓
openBIM-Workflows hingegen ermöglichen:
👉 Kurz gesagt: openBIM beseitigt die Bindung an einen bestimmten Anbieter und fördert den offenen Datenaustausch auf Basis des IFC-Formats.
OpenBIM unterstützt alle Phasen eines Bauprojekts – vom Konzeptentwurf bis zum Betrieb. In jeder Phase kommen spezifische IFC-Workflows und BIM-Koordinierungsstandards zum Einsatz: 🕰️
Projektphase | Typische OpenBIM-Ergebnisse | Wichtige Standards/Tools |
---|---|---|
Planung | Konzeptmodelle, Entwurfsabsicht | IFC, MVD (Design Transfer View) |
Entwurf | Detaillierte Koordination, Kollisionserkennung | IFC, BCF, Coordination View |
Bau | Fertigung, Mengenermittlung | IFC + bSDD + IDS |
Betrieb | Anlagenmanagement, digitaler Zwilling | IFC + FM Handover View + CDE |
Renovierung | Aktualisierung des Bestandsmodells | IFC (Referenzansicht) |
In jeder Phase werden die IFC-Modelle verfeinert, mit IDS validiert und mit bSDD-basierten Eigenschaftsvorlagen angereichert, um Konsistenz zu gewährleisten.
Das Wesentliche von openBIM liegt in der Zusammenarbeit. Verschiedene Disziplinen tragen ihre Modelle zu einer gemeinsamen Datenumgebung (Common Data Environment, CDE) bei, wobei IFC als universelle Sprache verwendet wird. 🧱⚙️🌬️
Architekten legen die räumliche Hierarchie fest – Gebäude, Stockwerke und Räume – und exportieren Entwurfsmodelle, die Folgendes enthalten: 🧱
Bauingenieure importieren die architektonische IFC und erstellen ein analytisches Modell: ⚙️
Effektive Kommunikation ist das Fundament jedes openBIM-Workflows. Zwei wichtige Standards sorgen dafür, dass Probleme und Änderungen transparent nachverfolgt werden können: 💬
👉 Anstelle von Screenshots und E-Mails nutzen Teams ein strukturiertes Problemmanagement, das direkt mit IFC-Elementen verknüpft ist.
Ein openBIM-Workflow muss eine Datenqualitätssicherung umfassen. Die automatisierte Validierung mithilfe von IDS (Information Delivery Specification) stellt sicher, dass jedes IFC-Modell den Projektanforderungen entspricht. ✅
Typische Validierungsprüfungen umfassen:
Tools wie Solibri, BIMcollab Zoom und DesiteMD automatisieren diesen Prozess.
Die CDE dient als zentrale Plattform für alle openBIM-Daten. Sie verwaltet den Zugriff, Überarbeitungen und Validierungen über mehrere Disziplinen und IFC-Modelle hinweg. ☁️
Kernfunktionen der CDE:
Eine gut strukturierte CDE stellt sicher, dass IFC-Workflows während des gesamten Projekts nachvollziehbar, überprüfbar und kollaborativ bleiben.
Die Erfahrungen aus Projekten im privaten und öffentlichen Sektor zeigen, dass eine erfolgreiche openBIM-Implementierung Folgendes erfordert: 🧭
Trotz anhaltender Herausforderungen – Dateigrösse, Geometrieinterpretation, inkonsistente Attribute – verbessert openBIM kontinuierlich die Interoperabilität und Datentransparenz in der gesamten AEC-Branche.
OpenBIM steht nicht still. Während die Bauindustrie den digitalen Wandel vorantreibt, verändern neue Technologien die Art und Weise, wie wir Informationen modellieren, validieren und verknüpfen. 🌐🚀
Die nächste Version, IFC 5, zielt darauf ab, von statischen Dateiübertragungen zu einem kontinuierlichen Datenaustausch über APIs und Datenbanken überzugehen. Anstatt .ifc-Dateien zu versenden, werden Teams Modelle direkt über cloudbasierte openBIM-Workflows synchronisieren.
Die Integration semantischer Webtechnologien (RDF, OWL) ermöglicht es, IFC-Entitäten und -Eigenschaften mit globalen Wissensgraphen zu verknüpfen.
Das bedeutet:
OpenBIM verschmilzt auch mit Tools zur Umweltleistung und Plattformen für digitale Zwillinge. IFC-basierte Modelle, angereichert mit bSDD-Eigenschaften und Sensordaten, unterstützen Lebenszyklusanalysen, Energiemanagement und vorausschauende Wartung – alles auf derselben offenen Grundlage.
👉 Das nächste Kapitel von openBIM wird Gebäude nicht nur beschreiben, sondern sie auch miteinander verbinden.
OpenBIM hat einen langen Weg hinter sich. Was als ambitionierte Idee begann – nahtlose Zusammenarbeit durch gemeinsame Datenstandards – ist heute ein greifbares, funktionierendes Ökosystem. 🏁
Durch IFC-Workflows, CDE-Plattformen und Spezifikationen wie MVD, IDS und bSDD ist es heute für Architekten, Ingenieure und Facility Manager möglich, strukturierte Informationen über Softwaregrenzen hinweg auszutauschen. Das ist keine geringe Leistung.
Aber seien wir ehrlich: OpenBIM ist immer noch schwieriger, als es sein sollte. Jedes Versprechen der Interoperabilität bringt eine neue Ebene der Komplexität mit sich – Dateigrössen, Modellkoordination, Versionskonflikte, inkonsistente Benennungen, unvorhersehbares Geometrieverhalten. Wir haben die Herstellerabhängigkeit gegen ein Labyrinth aus Standards, Validierungstools und Checklisten eingetauscht, für die die meisten Teams noch nicht über das erforderliche Fachwissen verfügen.
OpenBIM ist ausserdem nur so gut wie seine Umsetzung. Viele Projekte behandeln den IFC-Export immer noch als Nebensache – als einen Knopfdruck am Ende des Entwurfs, nicht als einen von Anfang an integrierten Workflow. Und obwohl CDEs eigentlich alles miteinander verbinden sollen, werden sie in der Praxis oft zu einem weiteren Silo – diesmal allerdings in der Cloud.
Dennoch lohnt sich der Aufwand. Das Potenzial von OpenBIM ist enorm:
Die nächste Herausforderung – IFC 5, Linked Data und semantische Integration – könnte BIM endlich zu dem machen, was es sein sollte: nicht eine Reihe unzusammenhängender Dateien, sondern ein lebendiges Netz von Bauwissen.
Um dieses Ziel zu erreichen, bedarf es jedoch mehr als nur neuer Standards:
OpenBIM hat bewiesen, dass Zusammenarbeit möglich ist. Jetzt muss es beweisen, dass es auch praktikabel ist. Die Zukunft des digitalen Bauens hängt davon ab – und vielleicht ist genau das der Grund, warum sich die Mühe lohnt.